Funktion: Wohnbau
Ort: St. Pölten, NÖ
Art des Bauvorhabens: Neubau
Status: Wettbewerb | 1. Preis

WWE-Gründe St. Pölten - Baufeld E
Geladener Realisierungswettbewerb [St. Pölten, NÖ]
1. Preis
Funktion: Wohnbau
Ort: St. Pölten, NÖ
Art des Bauvorhabens: Neubau
Status: Wettbewerb | 1. Preis
Funktion: Wohnbau Ort: St. Pölten, NÖ Art des Bauvorhabens: Neubau Status: Wettbewerb | 1. Preis
Wettbewerb: 07|2022 - 12|2022
BGF über Niveau: 7.654 m²
Baukosten: ~ 14,1 Mio. EUR
Auftraggeber:innen:
BAI Invest GmbH & Co KG
ARE Austrian Real Estate Development GmbH
Architektur:
PLOV Architekten ZT GmbH
Mitarbeit:
Martina Dobrica, DI Adrienn Holnthoner, DI Ondrej Kövér, DI Katharina Nogel, Elisabeth Prantner
Konsulent:innen:
3:0 Landschaftsarchitektur
DIE STÄDTEBAULICHE EINBINDUNG
Die Grundkonzeption für Baufeld E sieht zwei Baukörper – E.01 als U-förmigen Baukörper und E.02 und E.03 als abgestuften Riegel - vor. Beide Körper sind auf einem eingeschossigen Sockelkörper aufgesetzt. Die städtebauliche Höhenentwicklung sieht eine, ausgehend vom durch die Flächenwidmung vorgesehenen Hochpunkt im Südosten, abgestufte und Richtung des Naturraumes orientierte Bebauung vor. Die beiden in Holzhybridbauweise geplanten Baukörper bilden im Norden zum Quartiersplatz eine ausgeprägte städtebauliche Kante mit (Klein)Gewerbe bzw. nutzungsoffener Wohnnutzung. Im Osten öffnet sich die Bebauung zum Auwald und schafft einen fließenden Übergang vom geschützten Innenhofbereich zum Naturraum.
DIE ARCHITEKTUR
Das vorliegende Gestaltungsprinzip folgt den grundlegenden Regeln und Spannweiten zur Umsetzung in Holzhybridbauweise. Die Baukörper werden in der Horizontalen als auch in der Vertikalen abgestuft ausgebildet. Dadurch ergibt sich ein differenziertes, abwechslungsreiches Erscheinungsbild für beide Baukörper. Die abgestuften Fronten sind strukturiert und durch Kanten und Versatz geprägt. Die den Wohnräumen zugeordneten Fronten sind geprägt durch durchlaufende Balkone. Für das Erscheinungsbild wird eine zurückhaltende und elegante Durchbildung geprägt vom Naturwerkstoff Holz gewählt. Der in Massivbauweise geplante „harte“ Sockel wird von „leichten Obergeschossen“ in Holz kontrastiert. Dadurch wird der Sockel nicht nur funktionell-konzeptionell von den Obergeschossen unterschieden sondern auch gestalterisch.
DIE ERSCHLIESSUNG
Die kompakte Erschließung der Wohnungen ist als 2 bzw. 3-Spännertypus über insgesamt 5 Stiegenhäuser geplant. Die Stiegenhäuser sind jeweils an den Nord- bzw. an der Westseite der Baukörper angeordnet. Die vorgeschlagene kleinteilige „Stiegen-Nachbarschaft“ ist inspiriert von der Bassena-Stiege der Gründerzeit und fördert die Gemeinschaft und den Austausch im unmittelbaren Wohnumfeld. Das gewählte Erschließungssystem ermöglicht es zudem alle Wohnungen 2-seitig orientiert durchgesteckt oder über Eck zu orientieren. Fast alle Wohnungen sind optimal nach Süden und/oder nach Westen orientiert. Alle Stiegenhäuser sind natürlich belichtet und belüftet.
DAS LEBENDIGE, WOHNUNGSBEZOGENE ERDGESCHOSS - NUTZUNGSOFFENHEIT IM ERDGESCHOSS
Das Erdgeschoss des nördlichen Bauteils E.01 wird als nutzungsoffenes Wohngeschoss konzipiert. Die lichte Raumhöhe von 2.80 m ermöglicht die kurz- und langfristige Nutzungsoffenheit hinsichtlich Wohnen und (klein)gewerblichen Nutzungen. Raumbildender Ausbau erfolgt leicht und demontierbar. Mit diesen Maßnahmen werden die Voraussetzungen für echte Flexibilität im raumbildenden Ausbau sowie Nutzungsoffenheit des Bauteils geschaffen. Der in den Verkauf zu bringende Ausbaugrad des Erdgeschosses obliegt der Entscheidung des Auftraggebers. Aus der Sicht der Planung wäre ein Verkauf im Ausbaugrad des Edelrohbaus sehr geeignet zur Unterstützung des Konzeptes der Nutzungsoffenheit der Erdgeschosse und wird darum vorgeschlagen.
Die Einheiten im Erdgeschoss sind alle als durchgesteckte nord-süd oder ost-west-orientierte Einheiten geplant. Die zum Hof orientierte Seite wird als beruhigte Gartenseite am Übergang zum Naturraum ausgebildet. Die nutzungsoffenen Erdgeschosseinheiten bieten Möglichkeiten zur Veränderung des Wohnraums über den Lebenszyklus und sind ein Beitrag zu einer lebendigen, wohnungsbezogenen Erdgeschosszone.
KLIMARESILIENZ UND ÖKOLOGIE
Extensive und intensive Gründächer – die Dächer als ökologische Landschaft
Die Dächer werden ökologisch programmiert und tragen im Sinne des Cradle-to-Cradle Gedankens zu einem möglichst nachhaltigen Fußabdruck der Gebäude bei. Folgende Inhalte sind in der Konzeption der ökologischen Dachlandschaft vorgesehen:
Mikroklimatologie / Nächtlicher Kaltluftstrom – Die Erdgeschosszone des Bauteils E.02 wird im Südosten großzügig freigehalten, sodass die nächtlichen Kaltluftleitbahnen entlang der Traisen unbehindert in den Hofbereich strömen können. Neben diesem natürlichen Aspekt der Abkühlung in Hitzeperioden entsteht durch das Aufständern und das räumliche Freihalten ein witterungsgeschützter gemeinschaftlicher Freiraum. Befestigte Bereiche sind ungebunden und gepflastert geplant.
„Auwald“ im Hof - Grüne Klimaanlage –der Innenhof öffnet sich zum angrenzenden Landschaftsraum des Auwaldes an der Traisen. Leichte topographische Modellierungen zitieren die Au, sorgen für ausreichend Wurzelraum oberhalb der Tiefgarage und ermöglichen dadurch alterungsfähige Großbaumpflanzungen im Innenhof. Durch die Regulation von Temperatur, Feuchtigkeit und die Beschattung von Gebäuden, sorgen gesunde Bäume für ein nachweisbar angenehmes Klima. Die Topografie und ergänzende Stauden-Gräser Pflanzungen dienen zugleich als Abstandhalter und charakterisieren die Zonierung zwischen privaten und (halb-) öffentlichen Hofbereichen. Dies gilt ebenso für die Gärten an der südlichen Grundstücksgrenze.
„Pocket-Park“ / Ökologische Nische am Übergang zum öffentlichen Raum
Der durch den Rücksprung der Bauteile im Südwesten entstehende Freiraum wird als nachbarschaftlicher „Pocket-Park“ und biodiverser Vorbereich des Bauplatzes interpretiert. Die Gestaltung erfolgt in Form von mehrstämmigen Bauminseln, nischenartig-extensiver-Staudenunterpflanzung in kiesigem Untergrund und versickerungsfähiger Oberfläche (Schotterrasen). Eingestreut und lose verteilte Findlinge ermöglichen den Aufenthalt und das Erleben dieses Ökotops. Die halböffentlichen Grünbereiche im Übergang zu öffentlichen Verkehrsflächen sind ebenfalls als biodiverse Ruderal- und Sukzessionsflächen konzipiert.
BAUKONSTRUKTION UND MATERIAL
Die Gebäudevolumina sind sehr kompakt gehalten. Ein gleichartiges und konstruktiv einfaches Grundgerüst stellt die Basis eines robusten und auf Wirtschaftlichkeit ausgelegten Ansatzes dar. Ziel ist es, ein robustes und dauerhaftes Gebäude von hochwertigem und elegantem Erscheinungsbild zu konzipieren. Die Konstruktion ist in nachhaltiger Holzhybridbauweise mit Holzbetondecken (HBV-Decken) geplant. Die Außenwände werden als leichte, vorgefertigte Holz-Riegelmodulwände vorgeschlagen. Im Innenraum werden wenige Materialien vorgeschlagen die in klarer Komposition eine freundliche und heimelige Atmosphäre und ein identitätsstiftendes Wohnvorfeld vermitteln sollen.